Mit dem Zug durch Tschechien

Echte Speisewagen und fantastische Blicke aus dem Fenster

Mit dem Zug auf Urlaubsreise ins Ausland – da lernt man auch Deutschland schon anders kennen. Von Berlin geht die Reise über Werdau in Sachsen zur tschechischen Grenze. Werdau, ein Ort, den sonst wohl nur wenige Menschen freiwillig besuchen. Aufenthalt: eine Stunde. Der riesige Bahnhof, alle Fenster verrammelt, soll demnächst abgerissen werden. Einen Kiosk oder gar eine Bahnhofsgaststätte gibt es schon lange nicht mehr, nur einen ziemlich dreckigen Fahrkartenautomat. An der öden Bahnhofsstraße einen Kilometer hinunter in den Ort – praktisch alle Geschäfte und Gaststätten, die es dort einmal gab, sind geschlossen.

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Ostdeutsche Tristesse in Reinform, auf der Straße sind nur einige fremdländisch aussehende Menschen zu sehen. Also weiter über die Grenze ins tschechische Cheb, zu deutsch: Eger. Bis dahin passiert der Bummelzug viele kleine Bahnhöfe, die wie fast überall in Deutschland halbe Ruinen sind, vom Bahnhofspersonal schon vor Jahrzehnten verlassen. Namen wie Hundsgrün, Adorf, Bad Elster. Dann, hinter Bad Brambach, unbemerkt die Grenze zu Tschechien. Und auf einmal ändert sich das Erscheinungsbild der kleinen Bahnhöfe: ohne Ausnahme sind sie tadellos restauriert, und alle haben einen Bahnhofswärter, der mit weißem, gebügeltem Hemd und roter Bahnwärtermütze den einfahrenden Zug begrüßt – und Reisenden gerne, wenn auch nur auf tschechisch, Auskunft gibt. In Cheb dann umsteigen in einen fast leeren, sehr neuen Zug, so sauber, dass auf dem Boden kein Krümel zu sehen ist. Von hier ist es nicht weit bis zum ersten Punkt der Reise, Marienbad. „Marienbad hat kein Zentrum“, ist im Reiseführer zu lesen; der Kurort, in dem schon Goethe weilte, schlängelt sich durch ein liebliches, bewaldetes Tal, unten ein Bach, links und rechts der Kurpark. Ich habe ein kleines Hotel in der Nähe des Bahnhofs reserviert. Die mondänen Kurhotels sind alle in Betrieb, und tatsächlich flanieren Menschen mit der Schnabeltasse von Quelle zu Quelle, um das scheusslich schmeckende Wasser im Gehen zu trinken. Im Sitzen soll es wohl nicht richtig wirken. Goethe lernte ja in Marienbad im Alter von 71 Jahren die 54 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow kennen, und auch wenn die Liebesaffaire nicht richtig Fahrt aufnahm, zu der Marienbader Elegie, einem Klagelied, reichte es immerhin.

Wer Prachtbauten der Jugendstil-Epoche mag, ist in Marienbad richtig, sie säumen die Hauptstraße des Ortes und sind allesamt gut in Schuss.

Mit einem altmodischen, fast leeren Zug, der über Abteile wie früher in Deutschland verfügt, geht es dann weiter über Pilsen nach Budweis. Fahrtdauer: 3 Stunden. Der Kaffee, den die Zugbegleiterin im Pappbecher serviert, kostet 60 Cent, zahlbar auch in Euro. Den berühmten Speisewagen, in dem man Bier vom Fass und frisch gebratene Schnitzel auf weißen Tischdecken bekommt, hoffe ich, später genießen zu können. Pilsen und Budweis haben prächtige alte Bahnhöfe, die allerdings in die Jahre gekommen sind und gerade restauriert werden.

 In Budweis gibt es in Bahnhofsnähe kein Hotel, also laufe ich über den Marktplatz und checke dort in das erste Haus am Platz ein, das Grand Hotel. Die Nacht mit Frühstück kostet hier 66 Euro im Einzelzimmer, Aussicht allerdings auf den Hinterhof.

Die Besichtigung der Budweis-Brauerei wird im Reiseführer als „nicht besonders prickelnd“ beschrieben, also lasse ich sie aus und genieße das Bier, das übrigens hier nicht anders als in Deutschland schmeckt, in einer Gaststätte zusammen mit Szegediner Gulasch und Klößen. Ansonsten warnt der Reiseführer, dass es in Budweis nicht gerade viel zu sehen gibt, was sich auch als richtig herausstellt. Für 2 Euro kann man das „Museum“ im Festungsturm der Eisernen Jungfrau besichtigen, man hat dort allerdings keinen nennenswerten Ausblick, und das Museum beschränkt sich auf ein paar alte Stoffpuppen. Die „Eiserne Jungfrau“ war eine Foltermethode im Mittelalter. Dabei wurde der Verurteilte in eine Rüstung gezwängt, durch die sich dann Spitzen aus Stahl in den Oberkörper bohrten.  Nach Budweis geht es weiter ins ländliche Böhmen, in den Ort Nova Jindrichuv Hradec. Hier fährt eine Schmalspurbahn, gezogen von einer Diesellok und manchmal auch eine Dampflok, in den Ort Nova Bystrice, zu deutsch Neubistritz. Für die 18 Kilometer lange Strecke mit Halt in vielen kleinen Dörfern benötigt der Zug mehr als eineinhalb Stunden. Tschechische Großeltern fahren zusammen mit ihren Enkeln, denen die Zuckelei mit offenem Fenster sichtlich Spaß macht. In Neubistritz habe ich ein Hotel reserviert, dass sich als riesiges altes Parkhotel mit dunkler Holzvertäfelung und ledergepolsterten Türen herausstellt. Ich bin der einzige Gast und klaube meinen Schlüssel aus einem Safe an der Tür. Der verstaubte Kasten wäre die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm, ich fühle mich an Bates Motel aus Psycho erinnert.

Ansonsten ist der hübsche Ort mit einem plätschernden Springbrunnen in der Mitte ist idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren, dennoch sieht man nur wenige Touristen.

Auf der Rückfahrt von Prag nach Dresden kommt der schönste Abschnitt der Fahrt: die Bahnlinie schlängelt sich mit der Elbe durch ein enges Tal, und manchmal hat man den Eindruck, der Zug fährt nicht neben dem Fluss, sondern direkt auf dem Fluss. Burgen, malerische Dörfer und Felsen rauschen vorbei. Und im Speisewagen ist sogar noch ein Platz frei! Für ein Nachmittagsessen mit gratiniertem Blumenkohl mit Safran und einem halben Liter kühlem Bier zahlt man wenig mehr als 10 Euro. Zugfahren in Tschechien macht Laune!

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Wie nachhaltig ist Hamburg?

Hotel Wälderhaus

„Nachhaltigkeit bedeutet für uns heute schon an das Morgen zu denken. Dabei soll sich der Gast genauso wohl fühlen wie der Hamburger.“ Das schreibt Hamburg Tourismus, denn Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der Liste bei den Hansestädtern. Immerhin war Hamburg 2011 Europäische Umwelthauptstadt und ist bis heute Pionier für nachhaltige Städteentwicklung. Man könnte sich also einiges abschauen an der Stadt mit 1,84 Millionen Einwohnern. Ganz besonders nachhaltig zugehen soll es in den Stadtteilen HafenCity und auf dem Gelände der Internationalen Bauausstellung in Wilhelmsburg. Dort steht das Hotel Wälderhaus, das zu großen Teilen aus Holz gebaut ist. Dies riecht man sofort, wenn man das Hotel betritt.

Obwohl das Hotel schon 10 Jahre alt ist, duftet der Baustoff Holz noch immer – weil die Holzplatten, die die Zimmer schmücken, unbehandelt sind. Allerdings waren die Architekten nicht ganz konsequent: im Badezimmer ist schon nichts mehr vom Holz-Thema zu spüren, die Innenausstattung unterscheidet sich in nichts von jedem beliebigen Kettenhotel. Das hauseigene „Waldmuseum“, ein Raum mit vielen Vitrinen und ein paar Baumstämmen, versprüht Museumsmuff des vergangen Jahrhunderts, und ist nicht gerade der Publikumsrenner. Eine Lounge, in der ein gemütliches Kaminfeuer aus Holz knistert, sucht man im Holzhotel vergebens.

Ansonsten ist Wilhelmsburg ein Stadtteil, der überwiegend von nicht sehr gut betuchten Hamburgern bewohnt ist – was sich auch an der Restaurantlandschaft ablesen lässt. Dönerbuden und Asia-Imbisse bilden hier den Schwerpunkt.  Noch mehr Ghetto gibt es nur im angrenzenden Veddel. Veddel ist der kleine Stadtteil nördlich von Wilhelmsburg, eingezwängt zwischen Autobahn und Bahngleisen, und der Norderelbe. In den Straßen zwischen hohen Backsteinbauten wird man kaum ein deutsches Gesicht sehen, auch Touristen verirren sich kaum hierher. Doch der Veddel birgt tatsächlich eine Sehenswürdigkeit, die in Touristenführern kaum verzeichnet ist: die Veddeler Fischgaststätte. „Schlichtes Traditionslokal für Backfisch“ nennt Google es, und liegt damit sehr richtig. Das kleine, windschiefe Häuschen, das verloren auf einem unwirtlichen Hafengelände Wind und Wetter trotzt, ist von morgens bis abends mit Gästen der Nachbarschaft, die hier ihr Astra Pils trinken und dazu Backfisch mit Pommes bestellen, gut gefüllt. Immerhin ist sie die älteste Fischgaststätte Hamburg und besteht seit rund 90 Jahren.

Die Innenausstattung hat sich seit den 50er Jahren nicht merklich verändert. Auch die Öffnungszeiten bergen Historie: nur von Montag bis Freitag ist die Tür offen, und das auch nur bis Punkt viertel vor sechs. Für zwei Fischfrikadellen mit Beilage zahlt man 7,90 Euro, für Hamburg fast ein Schnäppchen. Nur wenige Hundert Meter weiter ist man in der Hafencity, dem Hamburg von Morgen. Hier dreht sich eine Armada von Baukränen, denn fertig ist die Hafencity noch längst nicht. Die Restaurants haben wohlklingende Namen wie Surfkitchen, Wildes Fräulein, Hobenköök oder foodlab. Englisch sollte man bei einem Besuch des foodlab können, denn das foodlab ist ein Coworking Space für Food Start Ups, und hier werden Food Innovationen produziert, außerdem gibt es eine Popup Fläche, auf der alle vier Wochen ein neues Restaurantkonzept Platz findet. Viel rohes Beton und sichtbare Kabelstränge sollen Modernität suggerieren – gemütlicher ist es allerdings in der Veddeler Fischgaststätte.

Ein Stückchen altes Hamburg – und gleichzeitig ein Projekt zur Nachhaltigkeit – ist die von den Landungsbrücken gut sichtbare Cap San Diego. Das Baujahr des Frachtschiffes ist 1961, damit gilt sie heute schon als Museumsfrachtschiff und sollte eigentlich verschrottet werden. Wie die meisten Frachtschiffe ihrer Art, denn in den 80er Jahren wurden die meisten Frachtschiffe durch Containerschiffe ersetzt. Die Cap San Diego, Länge 159 Meter, wurde jedoch restauriert und hat jetzt ein zweites Leben als Hotelschiff. Bis zu 10 mal pro Jahr läuft das Schiff sogar noch auf See aus, etwa nach Helgoland.

Was die wenigsten wissen: das Projekt Hafencity wurde in den 90er Jahren als Geheimplan von Exbürgermeister Henning Voscherau vorangetrieben, um Spekulationen mit Grundstücken zu verhindern. Mitten in der Stadt entsteht hier ein neuer Stadtteil mit einer Fläche von 157 Hektar, an der Spitze die Elbphilharmonie, die wohl mittlerweile jedem bekannt ist.

Zur Zeit wohnen in der Hafencity rund 6500 Menschen, es sollen einmal 15.000 werden, dazu noch 45.000 Arbeitsplätze. Auch wenn man es von außen nicht gleich sieht, für die meisten Bauvorhaben der HafenCity gelten strenge Regeln für nachhaltiges Bauen. Darüber informiert Besucher der Osaka 9 Nachhaltigkeitspavillon an der Osakaallee. Daneben ist der Sitz von Greenpeace, ein Stückchen weiter das Verlagshaus des Spiegel. Nachhaltig gebaut wurden auch das Unilever Haus und der Marco-Polo Tower, von Hamburgern „Döner“ getauft. Mit seinen leicht verdrehten 17 Geschossen wirkt der Marco-Polo Tower markant. Es ist ein sogenanntes „Green Building“, vollgepfropft mit Hightech-Energieeffizienz, klimafreundlich konzipiert für immer wärmer werdende Sommer.

Das nachhaltige Bauen der Hafencity und die Förderung von klimafreundlichen Mobilitätskonzepten ist in einer Metropole wie Hamburg heute kein Luxus mehr, sondern dringend notwendig. Man muss sich nur die Rohdaten der Umweltverschmutzung in Hamburg vor Augen halten:

Durch Hamburg kurven rund 813.000 Autos, die meisten mit Verbrennungsmotor, es werden jährlich 6,5 Millionen Tonn Co2 emittiert, und es fallen pro Bewohner 237 Kilogramm Restmüll und 39 Kilogramm Biomüll an. Beim Plastikmüll gab es in den letzten Jahren eine steigende Tendenz, die durch Corona noch verstärkt wurde. Alles Zahlen, die die wohlmeinenden Nachhaltigkeitskonzepte der Stadt relativieren.

Eine nachhaltige Reise zur nachhaltigen Stadt Kiel

Kann man das E-Auto auch schon für längere Reisen benutzen? Kein Problem, sagen die Hersteller, das Netz an Schnellladesäulen ist in Deutschland schon sehr dicht. Das stimmt zweifelsfrei, doch die Wochenendreise von Eberswalde in Brandenburg nach Kiel in Schleswig Holstein hat dennoch ihre Tücken. Zum Test steht ein neuer Renault Zoe bereit, der nach Herstellerangaben eine Reichweite von rund 380 Kilometer mit einer Ladung hat. Also fast so weit wie die Strecke von Eberswalde nach Kiel.

Die Aufladung an der normalen Steckdose dauert mehr als 24 Stunden. Deshalb kommt für Aufladungen während der Fahrt nur die Aufladung an Schnelladestationen in Frage, wo der Akku in ein bis zwei Stunden bis auf 80% aufgeladen werden kann. Die Ernüchterung vor der Reise: Der erste Lade-Test in Eberswalde schlägt fehl. Kreditkartendaten und alles andere sind in der Mobility-App gespeichert, doch die App will partout keine Verbindung zur Ladestation herstellen. Auch scannen führt nicht weiter. Der geduldige Kundenservice des lokalen Stromanbieters reagiert ausnehmend kundenfreundlich: er schaltet die Ladestation manuell frei und sagt, dass er die Rechnung per email schicken wird. Ladung läuft!

Auf der Autobahn nach Kiel schnurrt der Zoe nur so über die Fahrbahn, bei Tempo 145 ist der Wagen gedrosselt. Was man allerdings bedenken sollte: bei solch hohen Geschwindigkeiten ist der Akku viel schneller leer, statt 380 Kilometer erreicht man nur etwa die Hälfte. Bei Wittenburg heisst es also: nachladen! Die Ladesäule funktioniert, und die Zeit soll für ein kleines Mittagessen genutzt werden. Leider gibt es am Autohof nur einen Döner-Imbiss und einen McDonalds, beides nicht unbedingt meine erste kulinarische Präferenz. Könnten Restaurantbetreiber sich nicht zusammenschließen und ein Netz von guten Restaurants mit E-Tankstellen vor dem Haus etablieren? Unzählige E-Auto-Besitzer würden es bestimmt danken, wenn man ein gutes Essen und ein bis zwei Stunden Tanken kombinieren könnte. In anderen Ländern ist so etwas schon gang und gebe.

In Kiel dann um halb vier heißt es, eine Ladesäule zu suchen. Auf der Plugsurfing – App werden jede Menge Möglichkeiten angezeigt. Eine soll im Parkhaus am Hafen sein. Doch nachdem alle 6 Etagen des Parkhauses abgefahren sind und nirgendwo ein Hinweisschild auffindbar war, scheint es, dass dies wohl eine Fehlinformation war. Weitersuchen. Säule gefunden, Ladeschlauch angeschlossen, App gestartet: kein Strom fließt. Am Servicetelefon ist zu erfahren, dass wohl ein „technischer Defekt“ vorläge. Die nächste Säule in der Nähe des Hotels funktioniert dann.

Kiel hat ja in diesem Jahr den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Björn Petersen kennt sich aus in der Hafenstadt und zeigt uns auf einer Radrundfahrt auf etwas schwergängigen Rädern der „Sprottenflotte“ die wichtigen Punkte. Obwohl riesige Fährschiffe und Kreuzfahrtschiffe anlegen, ist das Wasser der Kieler Förde so sauber, dass man problemlos darin baden kann. Was zahlreiche junge Kieler auch tun. Dank moderner Landstromanlagen heißt es in Kiel für Schiffe während der Liegezeit: „Motoren aus!“ Kiel will Müll vermeiden: als erste Stadt Deutschlands schloss Kiel sich dem Netzwerk Zero Waste Europe an. Auch Kieler Firmen sind in diesem Feld aktiv, zum Beispiel die Firma „Goldeimer“, die nachhaltige Komposttoiletten herstellt.

Kiel meint es ernst mit der Nachhaltigkeit: Auf den Kieler Velorouten legen die Kieler pro Jahr rund 530.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück, eine ganze Menge also. Eine Route führt entlang der Kiellinie, immer an der Förde entlang. Jede Menge Buden versorgen hier die flanierenden, meist jungen Menschen mit Getränken und Imbiss. Es wird getrunken und geflirtet, und nach einer langen Zeit der Enthaltsamkeit liegt Lebenslust in der Luft.

Ein wirklich gutes Abendessen mit Blick auf die Förde erhält man im Restaurant Lagom, direkt neben der Rudergesellschaft Germania. Zurück ins Zentrum der Stadt geht es dann über die Krusenkuppel, einen der wunderbaren Parks der Hafenstadt.

Während der Stadtbesichtigung soll das Auto für die Heimfahrt vollgeladen werden. Doch auch hier wieder Probleme mit den Ladesäulen: in der App sind Ladesäulen verzeichnet, die es nicht mehr gibt, und an den existierenden will kein Strom fließen. Der Servicenotruf hilft auch nicht weiter, wohl aber ein netter Lübecker Passant. Er kennt den Trick der Stadt: man muß eine Karte, egal ob EC-Karte oder Ladekarte, einfach in die Nähe der Zapfsäule halten, und der Strom fließt. Und das sogar kostenlos, verrät der hilfreiche Einheimische. Eigentlich wollte Lübeck dieses Geschenk nur zur Einführung dieses Systems machen, aber es wurde bis jetzt nicht modifizert. Der Mann hatte Recht, das E-Tanken (bitte nicht weitersagen) in Lübeck ist tatsächlich kostenlos!

Am nächsten Morgen dann mit vollem Akku nach Lübeck, touristisch wohl bei vielen die erste Wahl. Die Hafenrundfahrt ist gut gebucht und erzählt auch von der Zeit, als in Lübeck noch mehr Industrie am Hafen zu finden war. Man erfährt hier, dass die Lübecker in der Altstadt ihre Wäsche gerne draußen trocknen. Entlang der Stadttrave gibt es dafür eine mehr als 100 Meter lange Leine, eine Ansicht, die ansonsten fast nur aus Südeuropa bekannt ist. In den Altstadthäusern locken die „Gänge“, niedrige Durchgänge, die sich durch die historischen Häuser bohren und Teil des Lübecker Weltkulturerbes sind. Von den rund 180 bewohnten Gängen existieren heute noch rund 90. Von hier ist es nicht weit zum Museumshafen, wo alte Koggen wie die „Rixdorf“, ein Motorschlepper aus dem Jahr 1935, die „Krik Vig“, ein Gaffelschoner aus dem Jahr 1957, oder die „Johanne“, ein Segelschiff von 1905 vertäut sind.

Reisen…

Der Gute Reisende ist traurig. Denn er kann nicht reisen, wegen all der Verbote und geschlossenen Hotels 😦 Wann ist das endlich vorbei? Die ganze Sache fußt ja auf der ominösen „Inzidenz“… Das habe ich mir mal genauer angeschaut:

Die Inzidenz, bis zum Frühling 2020 ein medizinischer Fachbegriff, ist seit einem Jahr in aller Munde. Täglich veröffentlichen Zeitungen die „Zahlen“ der „Inzidenz“, die mithin für die breite Bevölkerung eine bedrohliche Wirkung haben. Denn die Inzidenz, auch das weiß mittlerweile jeder durchschnittlich Begabte, ist der Gradmesser für den Lockdown.

Sie ist also enorm wichtig, aufgrund dieser Zahl werden 83 Millionen Bundesbürger in den Stubenarrest geschickt – oder auch nicht. Geschäfte werden geschlossen, Theater bleiben zu, und und und.

Doch was ist eigentlich die Inzidenz? Im Duden ist sie definiert: „Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraumes.“ „Erkrankung“, wohlgemerkt. Seit einem Jahr gilt in den Medien in Deutschland jedoch anscheinend eine andere Definition, dabei wurde Erkrankung stillschweigend durch „positives Testergebnis“ ersetzt.

Dies führt die ganze Definition ab absurdum, denn während ein Erkrankter schnell aus einer bestimmten Menge herausgefiltert werden kann, weil er ja Krankheitssymptome zeigt, sind positiv Getestete mitnichten als krank erkennbar. Von einer Inzidenz in diesem Zusammenhang zu sprechen, verbietet sich also.

Zum einen also ist die Inzidenz, so wie sie von Politik und Medien dargestellt wird, formal nicht korrekt. Doch selbst in der Berechnung des Inzidenzwertes können sich Fehler durch falsche Ausgangswerte einschleichen, wie unter anderem der Mathematik-Student Patrick Schönherr vorrechnete. Landkreis A und Landkreis B haben jeweils 50.000 Einwohner und jeweils 1 % Infizierte. Landkreis A testet 5000 Einwohner und findet rund 50 Infizierte. Landkreis B testet 2000 Einwohner und findet rund 20 Infizierte. Damit läge Landkreis A bei einer Inzidenz von 100, Landkreis B jedoch bei einer Inzidenz von 40. Dies, obwohl beide Landkreise ein Prozent Infizierte haben. „Rückschlüsse auf das Pandemiegeschehen lässt dieser Inzidenzwert nicht zu“, folgert der Student. Man könnte auch sagen: mit der Menge der Schnelltests (die auch fehlerhaft sein können) lässt sich die „Zahl“ heraufschrauben oder herunterschrauben.

Michael Wieden, Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement aus Ratingen, verdeutlicht in einem Video, dass die Inzidenz nichts über die Gesamtgefährdungslage in der Bevölkerung aussagt. Zudem

hält er das Wording der Medien, wenn vom Inzidenzwert gesprochen wird, für ein Problem. „Der Inzidenzwert beinhaltet nicht ausschließlich Neuinfektionen“, so Wieden. „Er zeigt ausschließlich die Zahl der positiv ausgefallenen PCR-Tests an, sogar inklusive möglicher Mehrfachtestungen pro Person. Desweiteren impliziere „Neu“, dass die Person am Vortag oder an einem der vorherigen Tage noch nicht infiziert gewesen wäre. „Neu“ bedeutet aber lediglich, an diesem Tag positiv getestet und gemeldet, aber keineswegs zwingend infiziert.“ Korrekterweise, so argumentiert Wieden, müsste das RKI also nicht von Infektionen oder Neuinfektionen sprechen, sondern ausschließlich von Meldungen positiver PCR-Tests.

Zwei große Kliniken in Hamburg und Berlin wollten zu der Inzidenz-Problematik keine Stellung nehmen. Eine Antwort gab es von der München Klinik. Professor Doktor C.-M. Wendtner, Chefarzt für Hämatologie, Onkologie, Immunologie, Palliativmedizin, Infektiologie und Tropenmedizin antwortete: „Neben Begriffsdefinitionen erscheint es wichtig, dass wir möglichst viele Infizierte frühzeitig finden und damit schnellstmöglich die Pandemie hinter uns lassen können. Dass die Inzidenzen auch abhängig von der Anzahl der Tests sind, ist zwar richtig, gleichwohl wird bereits seit vielen Wochen viel und flächendeckend ähnlich viel getestet und damit entstehen insgesamt keine Verzerrungen, die die Inzidenz als Messgröße ad absurdum führen würden. Es ist richtig und wichtig viel zu testen, um auch viele Infizierte zu finden und isolieren oder behandeln zu können. Das rettet mittelbar und unmittelbar Leben.“

Ziemlich JWD: Oderberg als Sehnsuchtsort

Außer dem Binnenschifffahrtsmuseum gibt es in Oderberg nichts zu sehen. Aber gerade das kann ziemlich reizvoll sein.

Wenn man sich Oderberg über die Landstraße von Eberswalde nähert, glaubt man sich im Alpenvorland: die beschauliche Straße führt durch Wälder, über Hügel und an Weiden mit Kühen vorbei. Dann gerät auf der rechten Seite die Alte Oder ins Blickfeld. Links geht es steil hoch, und da thront sie: die „Villa Oderblick“. Über 100 Jahre alt, majestätisch erbaut mit steilen Treppen, schmiedeeisernem Tor, und mächtigen Türeinfassungen aus massiven, grauen Feldsteinen. Von einem Wintergarten mit Jugendstil-Glasdach blickt man hinunter auf den Oderberger See.

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Hüllenlos wandern

Im Harz kann man ganz legal hüllenlos wandern – eigentlich…

„Deutschlands ältester Nacktwanderweg“ rühmt er sich, der Harzer Naturistenstieg. Er soll etwa 13 Kilometer lang sein, andere Angaben belaufen sich auf 18 Kilometer. Auf mehreren Internetseiten ist er beschrieben. Er verläuft im Tal der Wipper im Südharz, der nächste Ort ist Wippra. Also die Wandersachen eingepackt und los! Das Nacktwandern ist zunächst vorteilhaft beim Packen: außer Socken und Wanderschuhen benötigt man ja nichts! In den Rucksack kommen Proviant, Sonnencreme und Wasser, und los geht es. Der Ort Wippra ist ein verschlafener Ort am Rande des Harz, immerhin gibt es einen Supermarkt. Orte der Umgebung tragen so lustige Namen wie Popperode, Stangerode, Saurasen und Rammelburg.

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Die schönste Campingdusche der Welt

Urlaub nackt auf Domaine de Bélézy in der Provence

Jeden Mittwoch ist großer Grillabend angesagt. Am Grill stehen, wie meist, nur die Männer. Die überwiegend französischen Gäste haben Humor. „Pass auf, du hast gleich noch ein Grillwürstchen mehr“, so oder ähnlich gehen die Scherze, wenn der nackte Grillmeister zu nah am Feuer steht. Der Naturisten-Campingplatz hat Platz für 1000 Menschen, und so wird es auf der Domaine sehr gesellig. Man sitzt dicht an dicht auf Biergartenbänken, kredenzt wird roter oder weißer Hauswein in Karaffen. Das nachmittägliche, sehr entspannte Boulespiel auf dem großen Platz unter den Bäumen ist beendet, und die meisten bringen selbstgemachte Salate oder Snacks mit. Und natürlich das obligatorische Handtuch, denn mit nacktem Po setzt sich ein echter Naturist nicht auf Bank oder Stuhl.

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Korinth

„A Destination full of surprises“

Eine Entdeckungsreise für Journalisten nach Korinth brachte ungeahnte Qualitäten Griechenlands zutage

„A destination full of surprises“ – so wirbt der Flyer des Küstenortes Loutraki am Golf von Korinth. Wieviel Wahrheit in diesem „Claim“ steckte, sollten fünf deutsche Journalisten in sechs Tagen entdecken. Die Gruppe: eine Journalistin der „Welt“, eine Journalistin der „Passauer Neuen Presse“ und zwei Journalisten aus Berlin, die eine Online-Reiseseite betreiben, die nach eigenen Angaben 1,1 Millionen PIs pro Monat hat.

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