Auf dem Großsegler

Mit einem Viermaster über das Mittelmeer

Die „Star Flyer“ ist nicht nur das fotogenste Kreuzfahrtschiff, es ermöglicht durch die Nutzung der Windkraft nachhaltiges Reisen

Achtung!! In diesem Beitrag sind zwei Videofilme von mir „versteckt“…. Wer findet sie?

Die nackten Zahlen beeindrucken: Die Star Flyer, eines der größten Segelschiffe der Welt, hat eine Länge von 115 Metern, eine Segelfläche von 3300 Quadratmetern, eine Masthöhe von 63 Metern und kann bis zu 170 Passagiere beherbergen. Das Segelschiff, das zur Zeit unter maltesischer Flagge die Weltmeere kreuzt, gehört der Reederei Star Clippers. Er ist einer von drei Großseglern und bietet den Gästen eine Mischung aus hohem Komfort und dem romantischen Erlebnis, auf einem Großsegler zu sein, der – bei ausreichendem Wind – allein durch Windkraft vorwärts kommt.

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Die moderne Technik, über die das Schiff natürlich auch verfügt, ist gut versteckt. Von außen macht das Schiff den Eindruck eines historischen Segelschiffes, wie es vor 100 Jahren die Weltmeere kreuzte. Technisch ist die Star Flyer eine Barkentine, mit Rahsegeln am Vormast. Das ist höchst fotogen: wo immer die Star Flyer in einen Hafen einläuft, richten sich Fotoapparate und Iphones auf das stolze Schiff.
Ein Großteil der Gäste sind „Wiederholungstäter“, die das Schiff schon von anderen Reisen kennen. In Sachen Komfort steht die Star Flyer großen Kreuzfahrtschiffen kaum nach: die Kabinen sind mit Dusche und WC ausgestattet, im Speisesaal wird abends ein mehrgängiges Menü von Kellnern serviert, dazu ist bei Herren lange Hose und Hemd Pflicht. Auf Deck gibt es zwei kleine Pools und jede Menge altertümlich wirkende Instrumente und Vorrichtungen, um die gewaltigen Mengen an Seilen zu vertäuen.

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Überall glänzt poliertes Teakholz. Und das hölzerne Steuerrad sieht aus wie auf einem Piratenschiff. Wenn der Kurs „geradeaus“ heisst, behilft sich der weiß-blau gekleidete Steuermann eines kleinen Tricks: mit einem Gummiband arretiert er das Rad einfach.
Die Segel müssen heute nicht mehr wie früher von Hand aufgezogen werden; elektrische Antriebe erledigen dies im Nu. Handarbeit ist aber vonnöten, wenn Segel einreißen – dafür gibt es auf Deck eine Extra Nähmaschine, die auch des öfteren in Betrieb ist. Für windige Tage ist Platz in der elegant gestalteten Bibliothek, die über Internet verfügt, aber auch über einen knisternden Kamin.
Die größte Attraktion sind selbstverständlich die 16 Segel, von denen meist nicht alle gesetzt werden. Erfahrene Segler wissen, dass es bei gutem Wind ausreicht, fünf oder sechs Segel zu setzen. „Wären alle Segel gesetzt, würde das Schiff förmlich „umgeblasen“, erklärt Kapitän Yuriy Kuschenko. Kuschenko, der aus der Ukraine kommt, gibt gerne Erklärungen zu den Namen. Vom Aussenklüver über das Kreuztagssegel bis zum Focksegel hat jedes Segel einen eigenen Namen. Im Gegensatz zu den gigantischen Kreuzfahrtschiffen, auf denen selbst starker Wellengang kaum zu spüren ist, hat man auf der Star Flyer noch direkten Kontakt zum Wasser.

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Bei Wellengang bewegt sich das Schiff, und wer dies nicht verträgt, sollte besser ein paar Tabletten auf Vorrat dabei haben.
Wagemutige sonnen sich unterdessen vorne im Netz unter der Bugspriet, die schäumenden Wellen direkt unter sich. Ängstlichere Naturen genießen den Blick über die Weite des Mittelmeeres vom Liegestuhl. Das Dahinrauschen über die endlos blauen Wellen des Mittelmeeres wird manchmal unterbrochen von Schreien, wenn jemand Delfine gesichtet hat. Nur von Ferne ist ab und zu einmal ein anderes Schiff zu sehen. Segelfreaks haben dafür eine App, die genau verrät, um welchen Typ es sich handelt und wo exakt sein Standort ist.
Die Star Flyer legt vorzugsweise in kleinen Häfen wie Monaco, Saint Tropez oder Cannes an. Da das Schiff dort nicht direkt an der Mole anlegen kann, werden die Passagiere mit einem Tenderboot an Land gebracht. Zum Baden wird zum Beispiel der Hausstrand von Saint Tropez, die Plage von Pampelonne, angefahren. Hier entstand in den 50er Jahren der berühmte Kinofilm „Und immer lockt das Weib“ mit Brigitte Bardot und Curd Jürgens. Im September ist das Wasser hier noch warm und glasklar.
Zum Ausguck auf den Hauptmast dürfen eigentlich nur die Matrosen auf der Strickleiter klettern, der erste Ausguck liegt ja bereits in 20 Meter Höhe. Weil die Generation Iphone aber gerne von dort oben ein Foto auf das Schiff machen will, bietet die Mannschaft im Hafen eine Kletterübung für jedermann an. Mit Seil gesichert und mit festen Schuhen ist der Aufstieg bis zum Ausguck eigentlich ganz einfach, sofern man schwindelfrei ist.
Wer das Segelvergnügen mit Schlemmen verbinden will, kann sich im Sommer 2016 zu Gourmet-Kreuzfahrten anmelden. Mit dabei sind unter anderem Chef Jean-Marie Meulien, ein Drei-Sterne Koch aus Frankreich, sowie Chef Christian Loisl, der einen Michelin-Stern vorweisen kann. Sein Kochstil ist geprägt von ungewöhnlichen Kombinationen sowie ungewöhnlichen Koch- und Gartechniken. Die Chefs haben ein Team von 23 Küchenprofis aus aller Welt unter sich.

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Demnächst muss das Guinness Buch der Rekorde um einen Eintrag ergänzt werden, denn Star Clippers hat ein neues Schiff in Auftrag gegeben, das alle Rekorde sprengen wird. Die Fünfmast-Bark wird eine Länge von 162 Meter haben und Platz für 300 Passagiere. Segelfläche: 6300 Quadratmeter! Sie wird derzeit in Kroatien gebaut und soll ihre Premieren-Kreuzfahrt Ende 2017 absolvieren. Das Vorbild des Neubaus ist die historische Segelyacht France II, die von 1911 bis 1922 ihren Dienst tat und damals das größte Segelschiff der Welt war. Vorbild für die übrigen drei Segelschiffe der Reederei war übrigens die „Preussen“, erbaut im Jahr 1902 in Geestemünde, und der einzige Fünfmaster der Welt.

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Star Clippers Gründer Mikael Krafft war schon als kleiner Junge von Schiffen fasziniert. Für den Bau der Star Flyer recherchierte er über drei Jahre lang Baupläne historischer Schiffe aus dem 18. Jahrhundert. 1990 war dann endlich Baubeginn in einer renommierten belgischen Werft. Die Segeltörns fanden so starken Zuspruch, dass Krafft bald weitere Schiffe bauen ließ. Die Schiffe von Star Clippers sind nicht nur im Mittelmeer unterwegs. Im Winter cruisen sie in den Segelrevieren vor Thailand und Malaysia sowie in der Karibik, zwischen Panama und Kuba.

Information
http://www.starclippers.com

 

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