Die schönen Frauen von St. Petersburg

Nicht nur prachtvolle Paläste, Residenzen und Schlösser machen die Reise nach St. Petersburg verlockend. Da sind auch noch die hübschen Russinnen…

„Bitte immer Kette vorhängen“ steht auf einem signalgelben Aufkleber auf der Hotelzimmertür des vier-Sterne Hauses direkt am Baltischen Meer. Dass es in St. Petersburg jede Menge zwielichtiger Gestalten gibt, die es auf das Hab und Gut der „reichen“ Touristen abgesehen haben, bläut Reiseleiterin Larissa jeder Gruppe mehrmals ein. Denn sich die Kamera oder gar das Portmonee stehlen zu lassen, das verdirbt garantiert die gute Laune für den Rest des Aufenthaltes. Besonders in der U-Bahn, die zu jeder Tages- und Nachtzeit gerappelt voll ist, haben Langfinger ihr Revier. Dafür kostet eine Fahrt, egal wie lange und wohin, nur rund 30 Cent.

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Sich unter die Obhut einer Reiseleiterin zu begeben, ist für nicht-russisch-sprechende Touristen dringend zu empfehlen. Denn obwohl Englisch-Unterricht in den russischen Schulen mittlerweile Standard ist, spricht doch nur eine Minderheit der Petersburger Englisch. Sämtliche Schilder und Texte in der Stadt sind auf kyrillisch abgefasst. Larissa, die in St. Petersburg Germanistik studiert hat, kennt nicht nur die Geschichten hinter all den Sehenswürdigkeiten, sie gibt auch jede Menge Ratschläge für die „Freizeit“, wozu auch das Busfahren gehört, welches dem türkischen Dolmus – Prinzip gleicht: Der Bus hält überall an einer vorgegebenen Route an, wo ein Passagier ein- oder aussteigen will. Das Ticket kostet dabei pro Person rund 50 Cent. Und auf der Rolltreppe zum U-Bahnsteig: immer rechts stehen, denn links hasten die eiligen Großstädter vorbei, obwohl die Treppen hier schier endlos sind. Die St. Petersburger U-Bahn fährt nämlich in mehr als 20 Meter Tiefe, weil die Stadt auf sumpfigem Grund gebaut wurde.

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Nach der Stadtrundfahrt, bei der Larissa Zarengräber (aus reinem Marmor, aus einem Block), vergoldete Kirchturmspitzen und die zahlreichen Prachtbauten zeigt, wird die Gruppe auf dem Newski Prospekt, dem Kudamm von St. Petersburg, zum Bummeln entlassen. Auf der Suche nach einem Internetcafé treffe ich Violetta. Die naturroten Haare hat sie zu einem dicken Pferdeschwanz geflochten. „Ich möchte auch gerade dorthin, komm einfach mit“, antwortet sie mir in perfektem Englisch. Schwein gehabt! Das Café liegt im ersten Stock eines trüben Hinterhofes. Drinnen ist es schummrig, bei lauter russischer Rock-Musik sitzen Teenies vor Flachbildschirmen. Zufällig ist Violetta zur gleichen Zeit fertig wie ich, und sie fragt mich, was ich noch vorhätte. Im Café, das auf deutsch „Die ideale natürliche Tasse“ heißt und die russische Antwort auf Starbucks darstellt, erzählt sie mir von den drei Jobs, die sie gleichzeitig macht: Übersetzerjobs Englisch-Russisch, auch ab und zu in London, Arbeit in einem Reisebüro auf Freelance-Basis, und dann noch der Vertrieb von Luftreinigern für die verqualmten Kneipen und Clubs der Stadt. Letzterer Job auf Provisionsbasis sei wirklich hart, da die Barbetreiber zwar das Gerät toll finden, aber kein Geld dafür ausgeben wollen. Wie die meisten jungen St. Petersburgerinnen ist Violetta mit knielangem Rock und halbdurchsichtiger, schwarzer Bluse perfekt gekleidet, und für deutsche Verhältnisse auffällig geschminkt.

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Das Handy klingelt oder summt alle 10 Minuten, und bald verabschiedet sie sich hastig, nicht ohne vorher Telefonnummer und e-mail – Adresse aufgeschrieben zu haben. Das nächste Treffen soll sich jedoch schwierig gestalten, denn russische „Businessmen“ scheinen nichts von langfristigen Verabredungen zu halten. „Es gibt hier in der Stadt viel mehr Frauen als Männer“, klagt mir Violetta noch vor dem Abschied, und bei einem flüchtigen Blick durch das Café scheint die These zu stimmen. Doch ob die St. Petersburgerinnen wirklich so kontaktfreudig sind, wie ihnen der Ruf vorauseilt? Manche jedenfalls sind spontan. Ob sie mir eine Diskothek empfehlen könne, frage ich am nächsten Tag eine braunhaarige Studentin, die in der „idealen natürlichen Tasse“ am Nebentisch sitzt. Ich habe wieder Glück, denn Julia spricht sogar deutsch. Sie schlägt mir vor, zusammen ins „Metro“ zu gehen, das sei „der sauberste Club“ der Stadt, wo sogar – angeblich wegen des Teppichbodens – Kaugummikauen verboten sei. Zwar muss Julia am nächsten Vormittag eine Hausarbeit im Fach Marketing abgeben, aber was solls. Der Club ist von Pepsi gesponsort – mit der Eintrittskarte erhält jeder Besucher vier Gutscheine für Softdrinks. Die seien fürs „Nachspülen“, lerne ich, Wodka sei schließlich günstiger als Bier. Julias Rekord läge bei einer vollen Flasche, gesteht sie mir, allerdings gab es da Nachwirkungen… Gegen Mitternacht treten russische Rapper auf; die Menge kreischt. Hinter dem spontanen Auftritt verbirgt sich ein Karaoke-Wettbewerb, bei dem jede Menge Pepsi-Cocktails zu gewinnen sind.

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Später, draußen auf der Strasse, warten Taxis und „Privat-Taxis“, wie die inoffiziellen Droschken in St. Petersburg genannt werden, auf Gäste. Doch wir haben Pech: zum Hotel könne man uns nicht fahren, denn von 2 Uhr bis 5 Uhr früh sind alle Brücken in St. Petersburg hochgezogen, wegen der großen Schiffe. Gegen drei Uhr ist es selbst auf dem Newski Prospekt ruhig, nur ein Reiterpärchen auf prächtigen Araberpferden trottet einsam durch die Nacht. Ob wir mitreiten wollen, fragt die Reiterin meine Begleiterin mit einem verführerischen Lächeln und tut so, als ob das Angebot eine große Ehre sei. Doch 1000 Rubel für ein nächtliches Reitvergnügen sind dann doch zuviel. Dass ich nicht mehr zu meinem Hotel zurückkehren konnte, hatte selbst die ortskundige Julia nicht bedacht, dafür bot sie mir nach einigem Überlegen an, bei ihr zu übernachten. Der Mitbewohner, ein Student, sitzt noch um vier Uhr früh mit dem Laptop am Küchentisch – Seminarabgabe ist in sechs Stunden.

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„My English is so bad! I’m sorry”, sagt mir am nächsten Tag Ela, die sich neben mich auf eine Parkbank niederlässt. Sie warte auf ihren Freund Sergej, ob ich mitkommen wolle ins English Pub? Ela ist klein, hat dunkles, langes Haar, trägt ein sehr weit ausgeschnittenes T-Shirt und gehört zur mongolischen Minderheit, die in St. Petersburg überhaupt nicht gelitten ist. Sergej erscheint, und die beiden führen mich „eine Abkürzung“ über einen Hinterhof durch ein Häusergewirr zu besagtem Pub, offenbar ein Treffpunkt von Ausländern, die Russen kennenlernen wollen und Russen, die Ausländer kennenlernen wollen. Sergej hat nur eine Stunde Pause von der Arbeit, er muss noch mal zur Nachtschicht in der Druckerei. Eine vierköpfige Rockband beginnt zu spielen. Ela möchte tanzen, und zerrt mich auf die Tanzfläche. Sie liebe Striptease – Bars, erzählt sie mir kurz darauf, und ob ich…? Ich weiß nicht, wohin das ganze führen soll, und erwähne die Brücken, die bald wieder hochgezogen werden und meine Heimfahrt verhindern. Ela ist enttäuscht, doch tauschen wir immerhin die Telefonnummern aus. Die Privattaxis halten sofort am Straßenrand, und für 150 Rubel beschließe ich meinen letzten Ausflug in der Stadt. Es ist Mitternacht, noch immer nicht ganz dunkel, und die weißen Nächte von St. Petersburg, der Stadt, „die einen fürs Leben lehrt“, wie Violetta es ausdrückte, glitzern im Feuerwerk.

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Reiseanbieter:
http://www.baltikum24.de

 

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